Gespräch mit MdB Till Seiler, jugendpolitischer Sprecher des Bündnis 90/Die Grünen

Anwesend: Till Seiler (Vorgänger bis vor kurzem: Kai Gehring), XY (Jugendfreiwilligendienste) und Freya Schulz

Ort: Abgeordnetenbüro Unter den Linden

 

Ich habe wichtige, oft so nicht bekannte, Eckpunkte des FÖJ erläutert

– Sprechersystem = politische Bildung

◦      Wahlsystem und Ämter

◦      Demokratie wird hautnah gelernt

◦      politische Bildung wird geübt

◦      die Gesellschaft wird durch Engagement mitgestaltet

◦      Landesaktionstage und Bundesaktionstag finden jährlich statt um das FÖJ bekannter zu machen

◦      dieses Jahr haben wir erfreulicherweise mit jeder Fraktion Gespräche gehabt

– 5 Seminare á 5 Tage:

◦      politische Themen

◦      umweltbezogene Themen

◦      praktische Arbeit

◦      festgelegte Qualitätsstandards!

◦      sehr gute pädagogische Betreuung, TeamerInnen übernehmen  jedoch lediglich Rolle der  BeraterInnen

◦      selbstständiges Erarbeiten von Inhalten und Leiten des Seminars

– Bildungsjahr statt Ausbeutung der Dienstleistenden

◦      hauptsächlich für die Freiwilligen, nicht für die Einsatzstellen

◦      im Idealfall wird dem/der Freiwilligen genügend Zeit für SprecherInnentätigkeit frei gegeben

– FÖJ-Einsatzstellen sind beliebt, auf eine Stelle kommen durchschnittlich viermal so viele Bewerbungen, teilweise sogar zehnmal so viele

– FÖJ-Aktiv e.V.

◦      Verlässlicher Ansprechpartner für jeden FÖJ-Jahrgang

◦      FÖJ-Kleidung erhältlich, kleiner Anteil geht an den Verein

 

 

Herr Seiler stimmt uns in den meisten Punkten vorbehaltlos zu. Er hätte – ebenso wie wir – preferiert, dass die Gelder, die nun durch die Aussetzung der Wehrpflicht und der Abschaffung des Zivildienstes frei werden, direkt in die bestehenden Freiwilligendienste FSJ und FÖJ fließen. Diese teure Doppelstruktur schafft mehr Probleme, als sie löst.

 

Auch bei den Aspekten der organisatorischen Weiterentwicklung des FÖJ wie

– Lohngerechtigkeit ansteuern (impliziert bessere Bezahlung als z.Zt. in manchen Ländern)

– mehr öffentliche Unterstützung für das FÖJ

– einheitlicher Freiwilligendienstausweis mit FSJ+BFD und dessen Anerkennung in Kulturstätten und öffentlichen Verkehrsbetrieben für Vergünstigungen

– Anerkennung des Dienstes an Hochschulen vereinheitlichen, um Chancengleichheit zu erreichen (z.B. überall NC um 0,1 je geleistetes Halbjahr herabsetzen)

pflichtet Till Seiler unseren Standpunkten bei.

 

Er lobt die Qualität der Seminare und das pädagogische Konzept des FÖJ und vermisst beides, ebenso wie wir, im BFD-Gesetz.

 

Einige Fragen bezüglich des BFD wie u.a.:

–  Wird der kindbezogene Anteil des Beamtengehalts an die Eltern ausgezahlt während der Dauer des Dienstes? Bzw. falls nicht: wird er wieder ausgezahlt wenn das Kind danach z.B. studiert oder eine Ausbildung macht?

–  Wie soll ein funktionsfähiges Sprechersystem eingeführt werden, bei dem einige Teilnehmer nur ein halbes Jahr, andere bis zu zwei Jahre engagiert sind? (Geschweige denn wenn die Altersspanne von 16 bis ca. 65 Jahren reicht?)

–  Welche Rolle werden die Zivildienstschulen spielen? Inwieweit sollen sie mit in die Durchführung der Seminare eingebunden werden?

–  Wird es gemeinsame Seminare mit Teilnehmern des BFD, FSJ und FÖJ geben?

–  Wird das FÖJ dem großen Konkurrenzdienst auf Dauer standhalten können oder wird es irgendwann eine vereinheitlichte Dienstform für alle geben?

kann auch er derzeit noch nicht beantworten.

 

Herr Seiler hat zugestimmt, dass wir seinen Kontakt an unsere Nachfolger für weitere Gespräche und inhaltliche Fragen weitergeben dürfen.

 

Freya Schulz

FÖJ – politisch

Hallo liebe MitFÖJler,

Wie ihr sicherlich wisst, existiert das Sprechersystem nicht nur für kleine organisatorische Aufgaben oder Anlaufstelle für Problemstellungen bezüglich Eurer FÖJ Zeit, sondern fungiert auch als politische Vertretung eines jeden einzelnen. Die „höchste“ Instanz stellt die Bundesebene dar, auf der wir versuchen für unseren Jahrgang und natürlich auch für folgende möglichst gute Konditionen zu erlangen und den Bedürfnissen der FÖJler bundesweit Ausdruck zu verleihen. Hierzu haben wir Kontakt mit mehreren Politikern auf Bundes- / Landesebene
aufgenommen bzw. unsere Anliegen nach besten Ermessen, schriftlich an die jeweilig befugten im Ministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend gesendet.
Gerade unser Jahrgang ist, bedingt durch den Wegfall des Zivildienstes und dem Aufbau eines bundesweiten Freiwilligendienstes vom Bund aus, konfrontiert mit vielen tiefschürfenden Veränderungen. Bei derart gravierenden Umstrukturierungen kommt es schnell zu einer Benachteiligung von kleineren Interessengruppen, zu welchen man das FÖJ mit seinen ca. 2500 Plätzen ( FSJ ca. 35000, zukünftiger Bundesfreiwilligendienst mit geplanten 30000)  zweifelsfrei zählen kann. Leider sind die Freiwilligen an sich, gefühlt die Interessengruppe mit dem geringsten Einfluss. ( betrachtet man bsp. die Mitarbeiter des ehemaligen Bundesamtes für Zivildienst..) Obwohl es um uns und die jungen Menschen nach uns geht, wurden die Ansichten der gerade aktiven nur bedingt zu Rate gezogen und unserer Meinung nach viel zu wenig berücksichtigt.

Unser Anliegen ist es die Gestaltung der Freiwilligendienste auf die Bedürfnisse der Engagierten auszulegen (gutes Bildungsangebot, Partizipationsmöglichkeiten, gute Arbeitsbedingungen sowie eigene gestalterische Freiräume).

Es gibt jedoch Anzeichen, dass die Motivation seitens der Politik sich mehr nach den Gegebenheiten des Arbeitsmarktes richtet. Freiwilliges Engagement darf aber nicht dazu missbraucht werden,um billige Arbeitskraft zu liefern und Stellen zu besetzen.

 
Im folgenden angehängt sind zu Eurer Einsicht die 3 wichtigsten Schreiben, die wir bisher verfasst haben.
Einmal die Stellungnahme zum neuen Bundesfreiwilligendienst:

Unsere Einschätzung zum Wegfall der Koordinierungsstelle  ISS:

Die Reaktion zur Ausladung aus der Bundländerklausurtagung:

Für Kritik,Fragen und Anregungen sind wir wie immer jederzeit offen!

Mit besten Grüßen
Christian