Früh am Morgen zwitschern die ersten Vögel.
Tausende Menschen machen sich auf den Weg, manche der anwesenden Landwirtinnen und Landwirte fuhren schon Tage voher durchs Land, um mit ihren Maschinen in Berlin sein zu können, wie wir im Laufe des Tages erfahren sollten.
Und ich? Ich machte mich Freitag schon auf den Weg in unsere Hauptstadt, um bei einer guten Freundin und Sprecher*in unterzukommen und am nächsten Tag entspannt in die Demo starten zu können. Zur Schnippel-Disko reicht es mir leider nicht mehr. Ungeplanterweise werden es insgesamt 10 Stunden Fahrzeit, aber um für gutes Essen und eine saubere Natur zu demonstrieren, ist es jeden Weg wert!
Es ist Samstag früh, langsam trudeln alle am Treffpunkt ein. Schnell noch ein Schild mit einem fetzigen Spruch verschönern und in das Gesicht noch etwas Farbe, ja beinahe „Kriegsbemahlung“. Schwupp, schon sitzen wir in der Straßenbahn und hier und da sieht man schon die ersten Mit-Demonstrant*innen. Mal tragen sie T-Shirts, mal lustige Schilder, verrückte Kostüme, haben Pfeifen oder Töpfe mit Stöcken in petto. Das Meiste davon mit einer (politischen) Botschaft versehen. Die Stimmung ist heiter, man kommt mit einigen ins Gespräch, geht den Rest des vollgestopften Wegs bis zur Demo gemeinsam. Die Bahnen und Stationen waren bereits voll gefüllt mit Menschen, doch vor dem Hauptbahnhof sieht man zum ersten Mal die überwältigende Vielzahl an Menschen, die sich hier am Startpunkt versammelten.
Von einer Bühne ertönt Musik, jung und alt vermischt sich zu einer bunten Versammlung vor uns. Die Vorfreude und gute Laune ist beinahe zu greifen. Wir suchen uns einen Weg durch die Menge bis zur Brücke, dort verabredeten wir uns mit Bekannten und Freunden. Im Hintergrund unseres Treffpunkts – der Bundestag und das Kanzleramt. Vor uns strahlende Gesichter mit unseren Bannern und co.
Wenige Minuten, nachdem wir uns einige Demo-Rufe und Sprüche ausgedacht hatten und uns organisierten, fuhren die ersten Traktoren und Landwirtschaftsmaschinen auch schon los!
Viele mit kritischen und manche auch mit sehr satirischen Sprüchen, manche sogar mit „Mottowagen“ im Schlepptau. Die Lawine an Traktoren, Landwirt*innen und deren Verbänden schien gar kein Ende zu nehmen. Doch dann kam plötzlich eine der Veranwortlichen der Demo und aktivierte uns: „Und ab gehts! Jetzt seid ihr dran!“.
Und schon standen wir an der Spitze der Demo. Laut klopfend und energisch rufend marschierten wir durch die Straßen Berlins, vorbei am Hauptbahnhof, den Ministerien, dem Bundestag, entlang der Siegesallee, bis hin zur großen Bühne vor dem Brandenburger Tor. Tortzdessen, dass wir gefühlt halb Berlin durchquerten, ging alles wahnsinnig schnell.
Am Straßenrand Menschen, manche davon Mit-Demonstrant*innen. Vor uns Kamerateams, Blogger und Fotografen. Hinter uns ein Stall voll motiverter Jungendlichen und weiter hinten eine unzählbare Menge an Menschen. Alle mit dem selben Ziel – und ich spreche hier nicht von der Route durch Berlin!
Aktivist*innen rollen ein großes Banner an einer Hausfassade aus. „Grünkohl statt Braunkohle“ ist ihr Slogan. Ein paar Meter später steht ein Van am Rande der Straße , aus dessen Lautsprecher im stehten Rhythmus „Wir haben es satt!“ im Chor gerufen wird, daneben trommelt eine Band.
Kurz darauf laufen wir mit heiseren Stimmen, aber zufrieden, durch die Maschinen auf der Siegesalle, dazwischen stehen applaudierende Landwirt*innen.
Vorne am Brandenburger Tor werden wir von durchaus tanzbarer Musik empfangen. Einige tanzen, manche reden miteinander und tauschen sich aus. Die herzliche Moderation beginnt, nach der Demo beginnt nun der Part mit Reden.
Highlight ist ein junger Imker der vor den tausenden Menschen eine Rede hält, ja fast gar eine Art Poetrie-Slam ins Mikro brüllt. Allerdings mit so viel Elan, Feuer und Charisma, dass er alle mitzureißen scheint. Apropos alle: einige Male versuchte ich durch hochspringen, die Menge von vor der Bühne aus zu überblicken- vergebens. Im Nachhinein verstehe ich wieso. Circa 30.00 Menschen hatten sich hinter und um uns herum versammelt!
Wir bleiben bis zum Ende des Programms. Nebenbei organisieren einige von uns ein gemeinsames FÖJ-Gruppenfoto und wie wir den Tag gebührend auklingen lassen könnten.
Als wir den Banner ausrollen bildet sich eine Traube FÖJ´ler*innen vor der Kameralinse.
Am sehr späten Abend trafen sich zudem eine ausgewogene Mischung an Demonstrant*innen, ehemaligen und derzeitigen FÖJ´ler*innen in Neu-Köln auf Musik, Tanz und einen Umtrunk in einer WG.
Als wir die Party verlassen ist klar: Statt schlafen können wir eigentlich gleich schon packen, die paar Stunden Schlaf hin oder her.
Und haben sich die Strapazen gelohnt? Politisch? Das werden wir noch sehen, aber für mich persönlich war es das alles wert!
Vielen Dank an die Veranstalter, die FÖJ´ler*innen Berlins, die Bundessprecher*innen und, und, und…!!